Donnerstag, 27. September 2007

Herbstgefühle









Im Moment habe ich eine einigermaßen entspannte Woche. Das Feldpraktikum in Meteorologie nimmt nicht wirklich viel Zeit in Anspruch, da jeder nur an einem Tag die Messungen durchführen muss. So kann ich mich ein bisschen den Reports für unsere Feldpraktika widmen, relaxen und mich körperlich und seelisch auf die morgige "Icebreaker-Party" vorbereiten. Diese Party wird jedes Semester von den neuen Studenten organisiert und so werden Tonnen von Bier gekauft, Dinner für 100 Leute gekocht, Kuchen mit 6 Etagen gebacken, dekoriert, kostümiert und was nicht sonst noch alles. Immer relaxed bleiben!
Jetzt ist auch der Herbst angekommen: Mit Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt, zugefrorenen Seen und kürzer werdenden Tagen. Mir jedenfalls gefällt es, obwohl mir manchmal ein bisschen die bunten Blätter in Deutschland fehlen.
Wenn Zeit bleibt, lerne ich fleißig norwegisch, singe im Chor und spiele Kayak-Polo. Das muss man sich ungefähr so vorstellen wie Wasserball, nur in Kayaks und doppelt so spaßig! Ich mache demnächst mal ein paar Bilder.
Hoffentlich können wir auch noch ein paar schöne Wanderungen machen, bevor es dunkel wird.

Mittwoch, 19. September 2007

Ein lachendes und ein weinendes Auge










Entschuldigt bitte, dass ich euch so lange auf die Folter gespannt habe. Aber in den letzten Tagen auf dem Schiff hatten wir nur sehr selten Internet, eben gerade genug, ab und zu E-Mails zu checken und ein paar Fotos hochzuladen. Seit Montag sind wir wieder zurück in Longyearbyen und ich musste erst einmal wieder neu ankommen. Leider hat uns Adventfjorden mit ungemütlichem, nassen Wetter erwartet und so ist der Abschied vom Schiff umso schwerer gefallen.
Ein bisschen froh bin ich aber doch, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. In der zweiten Woche auf dem Schiff hatten wir im großen und ganzen ziemlich gutes Wetter und recht ruhige See. Nur an dem Tag, an dem wir vorhatten, bis an die Eisgrenze zu fahren, war es sehr windig und die Wellen ziemlich steil, so dass eigentlich alle von uns die Liegeposition bevorzugt haben. Sogar der Kapitän ist seekrank geworden, aber der musste ja auch schließlich die ganze Schicht lang auf der Brücke stehen, wo man die Wellen umso stärker gespürt hat.
Aber immerhin können wir jetzt von uns behaupten, dass wir auf 81°N waren. Auch wenn wir letztendlich doch nicht bis zum Eis gefahren sind, weil die Eisgrenze zu nah war und wir keine CTD-Stationen weiter nördlich nehmen konnten. Auf dem Weg nach Norden sind wir an einer Insel vorbeigefahren, die von lauter Walrössern besiedelt wird - von denen wir allerdings kein einziges gesehen haben. Auch sonst wurden unsere großen Erwartungen auf Eisbären und andere wilde Tiere ein bisschen enttäuscht. Aber nichtdestotrotz waren es wunderschöne 12 Tage und die atemberaubenden Gletscher haben für so manchen nicht gesehenen Eisbär mehr als entschädigt. Außerdem Sonnenauf- und -untergänge, Möwen und Wale, Wellen und Wind, gutes Essen und nette Gesellschaft. Auch die Crew haben wir während der Zeit besonders liebgewonnen. Der Kaptitän hatte immer ein offenes Ohr und viele kleine Anekdoten für Besucher auf der Brücke; Magne, der für die Bedienung des CTDs in meiner Schicht zuständig war, war immer zu Späßen aufgelegt und hat sich besonders gefreut, wenn ich ihm die Kommandos in norwegisch gegeben habe; der Stewart und die Köchin haben uns tagein, tagaus mit köstlichen Speisen und bestem Service versorgt; und Håkon war einfach nur stolz, dass er genauso heißt wie das Schiff :) Unser Kurs ist in der Zeit zu einem echten Team zusammengewachsen und Sprüche wie "...and in my dream, Thomas fixed my oven" werden mich wohl auch nach einiger Zeit noch zum lachen bringen. Außerdem haben wir alle ein nettes Verhältnis zu unserem Professor Frank aufgebaut, der immer für eine Tüte "CTD-Süßigkeiten" während der Schicht gut war.
An unserem vorletzten Abend an Bord wartete noch eine kleine Überraschung auf uns: Es gab Abendessen im Kerzenschein und anschließend haben wir in Ny Ålesund angelegt, um dem winzigen Pub für ein paar Bier und Ny-Ålesund-Kaffee (eine "Spezialität" wie uns angespriesen wurd, Kaffee mit Bayleys und Whisky glaub ich :)) einen Besuch abzustatten. Crew und wissenschaftliches Personal (das waren wir!) hatten jede Menge Spaß bei Musik, die ein bisschen den Anschein machte, als sei sie genau 10 Jahre zu spät in der kleinen Siedlung angekommen. Am Ende haben es alle geschafft, das Schiff wiederzufinden und schließlich ging es zurück in heimatliche Gewässer.
Die Crew mussten wir leider am Montag abend in Longyearbyen verabschieden. Sie dürfen nach einigen Wochen auf See nun wieder nach Hause zu ihren Familien.

Ja, während ich das alles so schreibe, würde ich am liebsten gleich wieder los und auf zu neuen Ufern :)
Aber erstmal wartet jede Menge Arbeit auf uns. Die CTD-Messungen wollen ausgewertet werden und unsere Berichte schreiben sich auch nicht von selber.

Inzwischen wird es richtig dunkel in der Nacht, aber ich habe leider noch kaum Sterne gesehn, weil es bisher zu bewölkt war. Die Straßenlaternen geben schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns bald erwartet: ständige Dunkelheit. Aber bevor es Tag und Nacht komplett schwarz ist, werden wir noch die so genannte "blue season" erleben können, d.h. zwischen Ende Oktober und Mitte November wird es am Tag wird es immernoch ein bläuliches Dämmerlicht geben, was ich mir besonders schön vorstelle.

Gute Nacht!

Dienstag, 11. September 2007

cruise, cruuuuise













Es ist schon Tag 7 auf dem Boot, mehr als die Hälfte der Zeit ist rum. Und dabei gefällt es uns doch hier so gut! Jule und ich schmieden pläne, uns auf dem Boot anketten zu lassen, damit wir länger bleiben können. Aber dann kriegen wir wahrscheinlich kein Essen mehr und ohne das wärs doch nur halb so gut.
Die letzten 2 Tage haben wir in Kongsfjorden und Krossfjorden verbracht, wunderschöne Gletscher gesehen und weitere Messungen gemacht. Gestern haben wir das letzte Mal angelegt, bevor wir nächsten Montag wieder in Longyearbyen ankommen. In Ny Ålesund wars wirklich sehr schön. Es gibt ein paar kleine Häuser, eine winzige Post, einen Souvenirladen und mehrere Forschungsstationen. Wir haben ausgiebig Souvenirs geshoppt und uns das Meereslabor und die Koldewey-Station vom AWI angeguckt. Die haben auf jeden Fall einen netten Arbeitsplatz! Nur ein bisschen einsam vielleicht...an Land hat der Boden unglaublich geschwankt, so sehr sind wir schon sn die See gewöhnt. Da wird man doch glatt "landkrank".
Gerade haben wir noch eine so genannte Mooring weiter westlich von Kongsfjorden platziert. Das ist eine lange Leine mit Messgeräten - für die Meteorologen: Etwa so wie unsere Fesselsonde, nur halt im Ozean. Die Geräte sammeln etwa ein Jahr lang Informationen über Ozeantrömungen. Dann werden sie wieder heraufgeholt und die Daten verarbeitet. Das ist auch, womit ich mich hier beschäftige.
So wie es aussieht, können wir wirklich nach Norden fahren. Der Wetterbericht scheint Gutes zu prophezeien.


Samstag, 8. September 2007

Hin und her










Es ist kurz vor 8, draußen dämmert es und die Außentemperatur beträgt 1,7 °C. Eben hat es ein bisschen geschneit. Aber ich sitze ja im Moment im Warmen. Die Wellen wirken etwas einschläfernd auf mich, vor allem wenn ich am Computer sitze. Für Google-Earth-Liebhaber: Wir befinden uns im Augenblich auf 78°53,5743' N , 9°33,2277' E und fahren wieder auf Svalbard zu, nachdem wir einige Messungen am West-Spitzbergen-Shelf gemacht haben.
Langsam werde ich auch seefest, gestern war mir allerdings etwas mulmig zumute, da der Wind und die Wellen gegen nachmittag stärker wurden. Aber frische Luft hilft und so habe ich die komplette Abendschicht draußen an Deck verbracht, mit der Crew geplaudert, dem Steuermann auf der Brücke etwas Gesellschaft geleistet und nach Walen Ausschau gehalten. Einen richtig großen haben wir gesehen, so um die 10-15m würd ich sagen, aber leider konnte mir keiner so genau sagen, um welche Art es sich handelt. Außerdem sieht man öfter so genannte "Springer", kleine delphinsähnliche Wale.
Im Laufe der Nacht werden wir dann wahrscheinlich wieder an der Küste Svalbards ankommen, und fahren dann in den Kongsfjord, wo wir später in Ny Alesund, der nördlichsten dauerhaft bewohnbaren Siedlung der Welt, Halt machen werden.
So, muss jetzt mal weiter arbeiten, it's CTD-time!

Donnerstag, 6. September 2007

Erste Gruesse vom Schiff

Gestern sind wir von Longyearbyen aus auf unsere 12-taegige Ozeanographie-Expedition gestartet. Wir fahren auf der "Håkon Mosby", einem Forschungsschiff der Universitaet Bergen. Fuer ein solches ist es mit etwa 50m Laenge recht klein, aber es gibt alles was man braucht (inklusive Fitnessraum). Nein, es geht ja mehr um die Messgeraete :-)
Auf unserer Reise werden wir vor allem Wassermassenaustausch und Zirkulation in verschiedenen Fjorden rund um Spitzbergen untersuchen. Dazu benutzen wir z.B. CTD-Geraete, die vom Boot aus in die Tiefe gelassen werden, um den Salzgehalt, die Temperatur und den Druck im Wasser zu messen. Mit dieser Arbeit hat meine Schicht, d.h. Mathilda, Helga, Thomas und ich, gestern abend begonnen. Ihr muesst euch das so vorstellen: Man sitzt in einem Raum mit vielen Rechnern und gibt der Crew an Deck per Walkie-Talkie Anweisungen, was sie mit dem Messgeraet tun soll, wartet, dass das es Daten liefert, und wenn es wieder an Deck ist, fuellt man eine Wasserprobe, die das CTD mitgebracht hat, in eine kleine Glasflasche. Das macht man dann waehrend jeder Schicht so ungefaehr 15 mal an verschiedenen Stationen, die der Kapitaen anfahren muss. Ach ja, eine Schicht ist uebrigens 6 Stunden lang und dauert in meinem Fall von 18 Uhr bis 0 Uhr und von 6 Uhr bis 12 Uhr. Also habe ich gerade frei.
Ansonsten ist eigentlich das ganze Leben an Bord an den Mahlzeiten ausgerichtet. Und davon gibt es echt genug! Fruehstueck, Mittagessen, Abendessen, Kaffee und Kuchen...und das alles im 2-Stunden-Takt. In den letzten Jahren hat es wohl schon einige interne Wettbewerbe gegeben, wer am meisten zunimmt. Man munkelt, es soll mal jemand 8 Kilo in 10 Tagen geschafft haben...
Naja, wie auch immer, das muessen unsere 3 Jungs wohl unter sich ausmachen :-)
Das Essen ist ziemlich gut, obwohl es gestern beim ersten Mittagessen schon Walfleisch gab, was zwar nicht schlecht geschmeckt hat, aber irgendwie musste ich doch an den armen Wal denken...vielleicht einfach ein bisschen gewoehnungsbeduerftig fuer uns Mitteleuropaeer.
Im weiteren Verlauf des Tages werden wir noch in der russischen Siedlung Barentsburg Halt machen, bevor es dann in der Nacht raus aus Isfjorden ins offene Meer geht. Uaa, die Seekrankheitstabletten liegen bereit!
Ich wuerde gerne schon ein paar Fotos hochladen, aber leider ist das Internet hier ziemlich langsam, also muesst ihr euch wahrscheinlich bis zum 17.9. gedulden. Naja, vielleicht mal ab und zu eins...

Montag, 3. September 2007

Beluga is watching you


Es wird Zeit für den Bericht vom Wochenende! Am Samstag habe ich mich dazu bereit erklärt, beim legendären Quadratlon in Longyearbyen zu helfen. Bei schönstem Sommerwetter mussten die Athleten laufen, kayak fahren, biken und schießen. Allerdings stellte sich heraus, dass doch nicht ganz so viel Hilfe nötig war und so bin ich um 3 zurück nach Nybyen gestiefelt, in der Hoffnung mich noch einem Wandertrupp anschließen zu können. Aber wegen des schönen Wetters waren sämtliche Leute schon über alle Berge (im wahrsten Sinne des Wortes). Etwas geknickt und auf der Suche nach ein bisschen Unterhaltung habe ich schließlich diejenigen gefunden, die zu faul zum wandern waren und mit ihnen gekocht, was meine Laune erheblich aufgehellt hat. Aber nichtdestotrotz - das Wetter war ja immernoch gut und so ganz konnte ich mich nicht damit zufrieden geben, den Tag untätig zu beenden. Aber zum Glück konnte ich Niklas dazu überreden, mit mir zur alten Kohlenmiene etwas oberhalb von Nybyen zu gehen. Von dort oben hat man einen schönen Blick über das Tal und kann einige Zeit damit verbringen, die dunklen Gänge aus vergangenen Bergbauzeiten zu erkunden. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Kohle hier noch nicht so ganz der Vergangenheit angehört, denn immerhin gibt es noch eine aktive Miene wo ein großer Teil der Männer aus Longyearbyen arbeitet.
Nach einer durchzechten Nacht und einem langen Sonntag morgen sind wir gestern Nachmittag noch einmal Kayak gefahren, um einen der letzten schönen Tage zu nutzen, bevor der Segelclub winterfest gemacht wird. Plötzlich ist ein paar Meter vor uns ein großer weißer Rücken aufgetaucht - ein Belugawal! Zum Glück hat er sich von uns wegbewegt; im Kayak möchte man einem Wal lieber nicht zu nahe kommen. Das ist Wildlife, oder? Später haben wir noch eine kleine Robbe gesehen, die fröhlich aus dem Wasser guckte.
Der Abend ging in einer netten Runde mit Gesang und Gitarrenmusik zu Ende.
Hier ein kleiner, norwegischer Gruß: